Pressebericht zur Bluesfest-Sammelaktion Nepal der Kulturschmiede 04.05.2017

Bericht: Cornelia Kaufhold, Foto: Wolfgang Höfer
Südwestpresse Rundschau Gaildorf vom 04.05.17

Neues Zuhause auf dem Dach der Welt

4800 Euro hat die Kulturschmiede beim letzten Bluesfest für die Erdbebenregion in Nepal gesammelt. Wolfgang Höfer von der Kultur-schmiede war vor Ort.

In der Nähe von Kathmandu steht das Haus. „Die Frau ist total dankbar“, sagt Wolfgang Höfer. Sie bewohnt ihr neues Zuhause mit ihrem alten Vater. Es ist eines von 150 erdbebensicheren Häusern, die der Aalener Verein Govinda in Nepal bauen will. Der Abzug über der Feuerstelle wird Standard. Die meisten Häuser besitzen keinen, „weil durch ihn böse Geister ins Haus gelangen“, erklärt Wolfgang Höfer. Er kennt Land und Leute von zahlreichen Reisen recht gut. Ans Haus soll jeweils eine separate Toilette gebaut werden, so dass die Abwässer nicht mehr offen neben der Straße fließen.

In Kathmandu waren im April 2015 lediglich die Ausläufer des Erdbebens zu spüren. Lawinen aus Fels und Eis ergossen sich in die Hochtäler. Höfer zeigt ein Foto von einem zerstörten Dorf im Langtang, dem Nationalpark an der Grenze zu Tibet. „Unter diesen Geröllmassen sollen 170, 180 Menschen liegen.“ Es war nicht möglich, die Leichen aus den Geröllmassen zu bergen. Sie waren zu mächtig. Höfer hat auch eine Gedenktafel für italienische Bergsteiger fotografiert, die beim Erdbeben ums Leben kamen.

1984 hat Höfer seine erste Tour in Nepal unternommen. „Ich liebe dieses Land“, meint der 57-Jährige lächelnd. „Die Leute sind total freundlich und offen“, sagt auch Elisa. Die 17-Jährige hat ihren Vater jetzt schon zum zweiten Mal nach Nepal begleitet. Für die dreiwöchige Reise hatte sie drei T-Shirts im Rucksack. Zusammen kamen sie auf acht, neun Kilo Gepäck, inklusive Schlafsäcke. Elisa kommt gerade von der Schule nach Hause und hat’s eilig. Der Treff der Pfadfindergruppe des VCP Unterrot, die sie leitet, hat vor einer Minute begonnen.

Johanna Schandor bewundert ihre Tochter für ihren Mut, in ein so armes Land wie Nepal zu reisen. „Hut ab vor Elisa“, sagt sie. Sie hat Nepal ein Mal besucht. „Unsere Hochzeitsreise ging dorthin. Es war interessant und schön, aber es muss nicht nochmal sein“, sagt sie augenzwinkernd. Sie schaut ihrem Mann über die Schulter, der am PC die Fotos öffnet. Sie zeigen atemberaubende Panoramen von den Sechs- und Siebentausendern im Himalaya, die bunt angestrichenen Lodges im Gebirge, in denen Wanderer auf ihren Touren übernachten, Frauen, die über dem offenen Feuer  kochen, lachende Gesichter der Gepäckträger auf steilen Wegen, Wolfgang mit seiner Tochter vor den schneebedeckten Bergen, Fotos von Mahlzeiten. Wolfgang Höfer zeigt auf die Suppenschale, „das ist Dal Bhat, das gibt’s zu den Currys mit einem Berg Reis dazu. Die Nepalesen zaubern aus einem verfaulten Krautkopf und einer verschrumpelten Möhre noch ein leckeres Curry.“

Bei der Trekkingtour treffen sie auf vier, fünf junge Männer, die abends zu Gitarre Volkslieder singen. „Sie sind ganz stolz darauf.“ Höfer berichtet auch von der Korruption im Land. „Die Lebensumstände der Menschen sind schlecht, viele Hilfsgelder kommen nicht bei ihnen an. Es gibt viele kleine Vereine wie Govinda, aber sie bringen nicht die Hilfe für die breite Masse.“ Dennoch will die Kulturschmiede auch beim  Bluesfest im Juli wieder für Nepal sammeln. „Der Verein schaut genau, wohin die Spenden fließen. Er arbeitet zuverlässig, und das ist beruhigend.“ Neben seinem Schreibtisch liegt auf einem Stuhl ein fast fertig gepackter Koffer. Am Freitag fliegt Höfer nach Teheran, zunächst für zwei Wochen. Er arbeitet dort als Bauleiter der FKN-Gruppe.

Info Govinda wurde 1998 in Aalen gegründet. Der Verein unterstützt über 8000 Menschen in acht Entwicklungsprojekten in Nepal.
Weitere Infos im Internet unter www.waisenkind.de oder im Aalener Büro unter 0 73 61/37 50 79.

Text zum Foto:
Elisa Höfer mit einer Nepalesin und ihrem Sohn, die sie auf der Trekkingtour durch das Hochtal von Langtang trifft. Die Zwölftklässlerin hat jetzt zum zweiten Mal das Land mit ihrem Vater bereist. Sie fasziniert vor allem die Freundlichkeit der Menschen.

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