Muswiese – Krimilesung mit Wildis Streng
Pressebericht

Rundschaubericht Wildis Streng vom Dienstag, 30.01.2018.

Bericht & Foto: GERLINDE BURKHARDT

„Jetzt isse dood“

Wildis Streng liest im Häberlen vor gespannten Besuchern aus ihrem neuen Krimi „Muswiese“.

Geplättet vom Andrang zur Winterlesung der Kulturschmiede mit Autorin Wildis Streng begrüßte Gabriele Schagemann auch im Namen der Stadtbücherei die vielen Gäste in der Kulturkneipe Häberlen. „Muswiese“ heißt der 2017 erschienene sechste Kriminalroman der Autorin. Mit „Sie malt auch – soviel ich weiß“ lag Schagemann richtig. Und nicht nur das.

In der Galerie im Schloss in Gaildorf gab es schon im Jahr 2010 eine Ausstellung ihrer Werke gemeinsam mit Mutter Sonja Streng unter dem Titel „Streng²“, und seither viele Einzelausstellungen. Mit ihren Fotos hatte die Künstlerin bereits in jüngeren Jahren Preise bekommen, bevor nun das mit der „Metzgerstanz-Tracht“ als Vorlage für die Umschlagsgestaltung des vorgestellten Buches Verwendung fand.

Nach Kunst- und Germanistikstudium in Karlsruhe und mehrjähriger Lehrtätigkeit in gefühlter Fremde – „war schee, aber eba net Hoaloe“ – zog es Wildis Streng wieder zurück in ihre Heimat, wo sie am Gymnasium Kunst und Deutsch unterrichtet. Sie schrieb dort, nach ihrem erfolgreichen ersten Krimi „Ohrenzeugen“ (2011) jedes Jahr ein Buch mit viel Lokalkolorit. Aktuell entsteht ihre achte Hohenloher Mordgeschichte, die sich um den Onolzheimer Hammeltanz ereignet.

Doch die Geschichte im Häberlen beginnt in einer Oktobernacht kurz vor der „Muswiese“ um 3.37 Uhr in Musdorf. Wirtin Erika Böckler sorgt mit einem Ratten- und Kakerlakenanschlag kurz vor dem Marktgeschehen dafür, dass ihre Konkurrenten Brigitte und Franz Windisch zur Vernichtung ihrer gesamten Fleischvorräte verdammt werden. In der nächsten Nacht fährt sie mit dem Fahrrad nach Schainbach und zur Seebachquelle, um noch „etwas zu erledigen“ – vermutlich ebenso skrupellos. Sie legt einen Umschlag ab. Dann der Schmerz im Nacken.

Nachdem die Autorin mit möglichst stechendem Blick detailliert die Erlebnisse aus Sicht des Opfers vorliest, konstatiert sie: “Jetz isse dood“. Dann lernt das Publikum das Ermittlerpaar Heiko Wüst und Lisa Luft kennen, Protagonisten sämtlicher Streng-Romane.

Nach einem Kondolenzbesuch der beiden im Hause Böckler gibt der geschädigte Wirt Franz Windisch die Ergebnisse seiner Recherchen preis: Die Ermordete hatte tatsächlich am „Deeschdich en dar Fudderkischd gefleckte Radda kaafd.“

Feinde im Familienkreis

Mit Solveigh Sommer wird dann die nächste Verdächtige vernommen. Sie hatte mit ihrem veganen Café im Vorjahr für Unmut in Musdorf gesorgt, da „vegan“ und schlachtplattengeprägte „Muswiese“ sich ausschließende Vokabeln seien. Sollten die Vikunja-Fasern, die am Opfer gefunden wurden, von ihr stammen? Beim Kondolenzbesuch im Hause Böckler wird in erschreckend derbem „Hoaloisch“ offenkundig, dass sich das Opfer selbst im Familienkreis Feinde gemacht hatte. Sohn Martin, ehemals mit einer Fabienne liiert, tanzt mit beim Metzgertanz, der andere, Johann, mit Sandra bei der Milonga in Dünsbach.

„Tanzt jemand von Ihnen Tango?“, fragt Wildis Streng, feuerrote Lippen, feuerroter Schmuck und ebensolche Lackschuhe unter dem Vorlesetisch, das Publikum: „Ja, Milonga in Dünsbach, wo sich die Stuttgarter Grande Dame des Tango Ute Frühwirt niederließ, das gibt es wirklich und ich hab’ dort auch schon Tango getanzt“, bekräftigt sie für diejenigen, die dies für Dichtung gehalten hatten.

Einfach scheint es nicht zu werden für Heiko Wüst und Lisa Luft. Die letzte vorgelesene Szene beschreibt, wie Ludwig Böckler, der Ehemann der Ermordeten, einen Elektroschocker in der Jauchegrube versenkt. Doch trägt Muswiesenwirt Ludwig Böckler einen Pullover aus der sündhaft teuren Vikunja-Faser? Eher nicht. Es bleibt auch nach der Lesung spannend und viele Gäste nehmen ein signiertes Buch mit nach Hause.

Text zum Foto: Autorin Wildis Streng mit ihrem neuen Roman in der Kulturkneipe Häberlen in Gaildorf.

Muswiese – Krimilesung mit Wildis Streng
Donnerstag, 25.01.2018, 20:00 Uhr
Kulturkneipe Häberlen Gaildorf
Mitglieder 6 €, Nichtmitglieder 6 €

In ihrem 6. Fall ermitteln Lisa Luft und Heiko Wüst während der Muswiese, dem ältesten Jahrmarkt Hohenlohes, im Fall der ermordeten Muswiesenwirtin Erika Böckler. Schnell findet das hohenlohisch-westfälische Ermittlerteam heraus, dass das Mordopfer nicht nur mit harter Hand über seine Familie geherrscht hat, sondern auch noch viele andere Feinde hatte. Und so ermitteln die Kommissare zwischen Kittelschürzen, heiratswütigen Jungbauern und Schlachtplatten.

In Zusammenarbeit von Kulturschmiede, Stadtbücherei und Buchhandlung
Schagemann.

Ort: Kulturkneipe Häberlen Gaildorf
Karlstr. 66, 74405 Gaildorf
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